Grußwort

Menschen haben Rechte. Das ist ein Satz, der selbstverständlich klingt – aber es nicht ist. Das Selbstverständliche ist bei Flüchtlingen überhaupt nicht selbstverständlich.  Die Refugee Law Clinic in München weiß das  leider sehr gut und sie weiß auch wie schwer es ist, das eigentlich Selbstverständliche wenigstens ein wenig selbstverständlich zu machen.

Flüchtlinge sind Menschen in allergrößter Not  – sie brauchen daher allergrößte Hilfe. Die Hilfe des Staates ist sehr oft nur minimalistisch. Zu den Aufgaben der Law Clinic gehört es, menschenwürdige Hilfe zu erstreiten. Wenn junge Juristinnen und Juristen Flüchtlingen das Recht, Rechte zu haben erstreiten ist das wunderbar – es gehört dies zum Besten, was man mit einem juristischen Studium anfangen kann.

Wir alle kennen die Formeln, die gern zur Tarnung der eigenen Bequemlichkeit und zur Verteidigung des alten Trotts benutzt werden. Wir alle kennen die Sätze, die begründen sollen, warum man selber angeblich nichts tun kann gegen all das, worüber man klagt. Dazu gehört der Satz: „Allein kann  man ja ohnehin nichts bewirken“. Oder auch: „Mein Gott, was soll man machen?“, die Welt sei halt schlecht, „das war schon immer so, und das wird  auch so bleiben“. Es sind dies Sätze der Gleichgültigkeit, Sätze der Trägheit, der Apathie, der Resignation, manchmal auch der Feigheit. In vielen von uns stecken solche Sätze: „Was soll man machen? Da kann man gar nichts machen“.

Die Refugee Law Clinic Munic zeigt, dass diese Sätze nicht stimmen. Die Law Clinic zeigt: Man kann etwas machen, man kann helfen. Man kann Widerstand leisten, wenn Recht zum Unrecht wird. Man kann dann dem Recht wieder zu seinem Recht verhelfen.  Die Law Clinic folgt dem Appell, der einst in den Flugblättern der Weißen Rose stand – und die Law Clinic überträgt ihn in die heutige, demokratische Zeit: „Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den ihr um euer Herz gelegt habt“, schrieb die Weiße Rose einst. Und: „Wenn jeder wartet, bis der andere anfängt, wird keiner anfangen!“

Die Law Clinic  hat angefangen. Sie hat den Mantel der Gleichgültigkeit zerrissen, der auch in demokratischen und rechtsstatlichen Zeiten groß und dick ist. Die Law Clinic verdient alle Anerkennung und alle Unterstützung.

Prof. Dr. Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, Leiter der Redaktion Innenpolitik.

Über Prof. Dr. Heribert Prantl

Dr. Heribert Prantl leitet seit 1995 das Ressort Innenpolitik bei der Süddeutschen Zeitung, ist seit 2011 Mitglied der Chefredaktion und Honorarprofessor an der juristischen Fakultät der Universität Bielefeld. Er studierte Rechtswissenschaft, Geschichte und Philosophie und war, bevor er Journalist wurde, Staatsanwalt und Richter.

Er verfasste mehrere Bücher und wurde dafür ausgezeichnet unter anderem mit dem Geschwister Scholl und dem Kurt-Tucholsky-Preis ei. In Zahlreichen Leitartikel, Kommentaren und Talkrunden weist er auf die Schwachstellen der nationalen und internationalen Flüchtlingspolitik hin und ruft zu einem menschlichen Umgang mit allen Geflüchteten auf. 2015 erschien im Ullstein-Verlag seine Streitschrift „Im Namen der Menschlichkeit: Rettet die Flüchtlinge“.